Jussi M. Backman

The article re-examines the Aristotelian backdrop of Arendt’s notion of action. On the one hand, Backman takes up Arendt’s critique of the hierarchy of human activities in Aristotle, according to which Aristotle subordinates action (praxis) to production (poiesis) and contemplation (theoria). Backman argues that this is not the case since Aristotle conceives theoria as the most perfect form of praxis. On the other hand, Backman stresses that Arendt’s notion of action is in fact very different from Aristotle’s praxis, to the extent that Arendt thinks of action as an external to the means-ends scheme, whereas Aristotle ultimately remains caught in this scheme proper to poiesis in thinking of praxis as its own end. According to Backman, Arendt’s concept of action can therefore be understood as a critique, rather than as a rehabilitation, of Aristotelian praxis.

Dieser Aufsatz, der sich den Interpretationen u. a. von Robert Bernasconi, Jacques Taminiaux und Franco Volpi anschließt, betrachtet Heideggers „Wiederholung“ der praktischen Philosophie des Aristoteles als eine Radikalisierung des aristotelischen Begriffs des Handelns (praxis). Die moderne „Not des Wohnens“ erweist sich als ein Ergebnis der Unterordnung der Endlichkeit und Zeitlichkeit des menschlichen Handelns in der abendländischen philosophischen Tradition unter die metaphysischen und theologischen Ideale, die aus dem anfänglichen Verständnis der Seiendheit als beständiger Anwesenheit (ousia) hervorgehen. Die Grundform dieser Unterordnung ist die aristotelische Auslegung der reinen praxis als eine „übermenschlich“ selbstgenügsame Betrachtung ohne äußere Zwecke. Die Behandlung der praktischen „Besinnung“ (phronesis) in der Nikomachischen Ethik bietet jedoch eine Einsicht in die endliche und situationsbedingte Verfassung der eigentlich menschlichen Selbstverwirklichung. Die Lektüre der Nikomachischen Ethik in Heideggers Marburger Vorlesung über Platons Sophistes kann als der Ausgangspunkt für die Geschichte des tätigen Lebens in Hannah Arendts Vita activa angesehen werden. Gleichwohl gliedert Arendt die geschichtliche Entwicklung der praxis ausdrücklicher als Heidegger auf und bedenkt auch, was bei Heidegger weitgehend ungedacht bleibt: den politischen Charakter der ursprünglichen praxis und das apolitische Wesen der Philosophie.