•  197
    Wie sich das Licht blauer und roter Leuchtdioden additiv mischt und Purpur liefert, demonstrierte die Lichtinstallation "Farb-Licht-Nebel" von Bachmann und Pericin auf der Tagung Farbe als Experiment des Deutschen Farbenzentrums (Wuppertal, 25.-26.9.2014). Die Künstler nutzten eine Technik der Farbdarstellung, die Goethe in seiner Farbenlehre (1810) für seinen Angriff auf Newtons Opticks (1704) publik gemacht hatte. Während die Künstler sich mit ihrem Blick auf grünes Licht stark von Goethe abse…Read more
  •  195
  •  192
    Schiffe Versenken. Thatcher als Exempel
    Frankfurter Allgemeine 97. 2022.
  •  184
    Anders als oft behauptet wird, hat Goethe in seinen optischen Experimenten sehr präzise nachgemessen. So stellt seine fünfte Tafel eine ganze experimentelle Serie geometrisch akkurat dar, und zwar in einem cartesischen Koordinaten-System, dessen Maßstab sich recht genau rekontruieren lässt. Indem Goethe seine Versuchsergebnisse idealisierte und von störenden Nebeneffekten bereinigte, folgte er einer gängigen Praxis damaliger und heutiger Naturwissenschaft. Er idealisierte anders als Newton, vers…Read more
  •  181
    Ich möchte philosophische Ideen von Hilary Putnam, Crispin Wright, Donald Davidson und George Eduard Moore zusammenbringen, um hieb- und stichfest zu beweisen, dass die beste skeptische Hypothese (gegen unser Wissen um die Beschaffenheit der Aussenwelt) nicht zutreffen kann. Putnams Externalismus, Wrights zusätzlicher Appell an Disquotationsprinzipien, Davidsons wahrheitskonditionale Semantik und Moores Verweis auf seine eigenen Hände lassen sich zu einem vierzeiligen Beweis verschmelzen, dessen…Read more
  •  176
    Analytische Sätze, die kraft Definition wahr sein sollen, schaden der Naturwissenschaft oder trivialisieren ihren Fortschritt: So lautet einer der Kritikpunkte, die Quine in seinem Feldzug gegen die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Sätzen vorgebracht hat. Sie schaden, so Quine, weil sie nicht revidiert werden dürfen und damit die Wahlfreiheit beim Theorienwandel über Gebühr einschränken. (Hätte sich z.B. Einstein vom analytischen Status der newtonischen Impulsdefinition bee…Read more
  •  174
    Hasserfüllte Pazifisten. Eine verstörte Nestbeschmutzung
    In Truls Wyller, Siri Granum Carson, Jonathan Knowles & Bjørn K. Myskja (eds.), Kant, here, now, and how: essays in honour of Truls Wyller, Mentis. pp. 273-296. 2011.
    Wenn ausgerechnet Pazifisten bei der Verfechtung ihrer Position aggressiv werden, so finden wir das besonders verstörend – jedenfalls verstörender als bei anderen Spannungen zwischen Theorie und Praxis. Woran liegt das? Meiner Ansicht nach kommen in diesem Fall drei Elemente zusammen, deren Mischung die pazifistische Position von innen bedroht: Während sich der hasserfüllte Pazifist schon beim Diskutieren schnell von negativen Emotionen fortreißen lässt, also alles andere als Willensstärke dokum…Read more
  •  164
    Wer humanitäre Kriege moralisch beurteilen will, muss sich in einem chaotischen Meer der Möglichkeiten auskennen; er muss (z.B. in der Rückschau) wissen, was geschehen wäre, hätten sich die Akteure anders entschieden. Solche Fragen betreffen keine Fakten, sondern Kontrafakten; mit kühlem Realitätssinn alleine ist diesen Fragen nicht beizukommen. Im Herzstück dieses Aufsatzes steht eine erkenntnistheoretische Analyse kontrafaktischer Sätze (VI-XIII). Wenn ich recht liege, müssen wir uns bei der B…Read more
  •  159
    Was wissen Sie über Kosovo? Nicht genug. Nicht genug jedenfalls über objektive, wertfrei vorgegebene Fakten, mit deren Hilfe man verantwortungsethische Bewertungen des NATO-Angriffs begründen könnte. Trotzdem halte ich drei wertende Aussagen über den Kosovo-Konflikt für vernünftig. Sie lauten (in alphabetischer Reihenfolge): Der bewaffnete Kampf der Albaner im Kosovo war moralisch falsch. Die Militäreinsätze der Serben im Kosovo waren moralisch falsch (schon vor Beginn der NATO-Bombardements und…Read more
  •  158
    Goethes größte wissenschaftliche Entdeckung. Über eine verblüffende Symmetrie bei den Spektralfarben
    In Magnus Schlette, Thomas Fuchs & Anna Maria Kirchner (eds.), Anthropologie der Wahrnehmung, Universitatsverlag Winter. pp. 269-317. 2017.
    Goethes Protest gegen Newtons Theorie des Lichts und der Farben ist besser, als man gemeinhin denkt. Man kann diesem Protest in den wichtigsten Elementen folgen, ohne Newton in der physikalischen Sache unrecht zu geben. Laut meiner Interpretation hat Goethe in Newtons wissenschaftsphilosophischer Selbsteinschätzung eine entscheidende Schwäche aufgedeckt: Newton glaubte, mithilfe prismatischer Experimente beweisen zu können, dass das Licht der Sonne aus Lichtstrahlen verschiedener Farben zusammen…Read more
  •  157
    Goethes Pech mit Schelling. Optimistische Blicke auf ein ideengeschichtliches Fiasko
    Nature and Realism in Schelling's Philosophy 2 131-185. 2013.
    Goethe und Schelling begannen ihre Zusammenarbeit mit intensiven optischen Experimenten. Schelling lernte von Goethe, dass sich viele Farbphänomene bipolar anordnen lassen und dass eine optische Symmetrie bzw. Dualität zwischen weißem Licht und schwarzem Schatten besteht. Goethe lernte von Schelling, dass man das Prinzip der Bipolarität als forschungsleitende Idee verstehen kann (als eine regulative Idee in Kants Sinn). In der optischen Forschung kommt man mit dieser Idee wesentlich weiter, als …Read more
  •  152
    Ich möchte den Neurowissenschaftlern, die glauben, mit empirischen Mitteln etwas über menschliche Freiheit herausfinden zu können, eine philosophische Herausforderung entgegensetzen. Meine These lautet: Die Frage nach der menschlichen Freiheit ist ein metaphysisches Problem, das sich empirischer Naturforschung entzieht. Um das zu begründen, werde ich ein extremes Gedankenexperiment durchführen. Ich werde zuerst hypothetisch die Situation eines Subjektes beschreiben, dessen Naturwissenschaft bere…Read more
  •  147
    Quine claims that holism (i.e., the Quine-Duhem thesis) prevents us from defining synonymy and analyticity (section 2). In "Word and Object," he dismisses a notion of synonymy which works well even if holism is true. The notion goes back to a proposal from Grice and Strawson and runs thus: R and S are synonymous iff for all sentences T we have that the logical conjunction of R and T is stimulus-synonymous to that of S and T. Whereas Grice and Strawson did not attempt to defend this definition, I…Read more
  •  146
    Goethes philosophisches Unbehagen beim Blick durchs Prisma
    In Jakob Steinbrenner & Stefan Glasauer (eds.), Farben: Betrachtungen aus Philosophie und Naturwissenschaften, Suhrkamp. pp. 64-101. 2007.
    Goethes Protest gegen Newtons Theorie des Lichts und der Farben ist besser, als man gemeinhin denkt. Man kann diesem Protest in den wichtigsten Elementen folgen, ohne Newton in der physikalischen Sache unrecht zu geben. Laut meiner Interpretation hat Goethe in Newtons wissenschaftsphilosophischer Selbsteinschätzung eine entscheidende Schwäche aufgedeckt: Newton glaubte, mithilfe prismatischer Experimente beweisen zu können, dass das Licht der Sonne aus Lichtstrahlen verschiedener Farben zusamme…Read more
  •  146
    Verstehen wir die Rede vom seelischen Leben außerhalb der Na­tur? Gewisse Fassungen des Naturalismus bestreiten das. Diese Formen von Natu­ralismus möchte ich widerlegen. Sie scheitern, weil sie mit dem mentalen Vokabular der Gehirne im Tank nicht zurandekommen. Denn anders als das semantisch insta­bile Vokabular der Naturwissenschaft muss das mentale Vokabular der Gehirne im Tank nicht uminterpretiert werden, wenn es von der Tanksprache in unsere Sprache übertragen werden soll. Eingetankte Ausd…Read more
  •  141
    Die Skeptikerin fragt, wie wir ausschließen können, dass all unsere Erlebnisse auf einem umfassenden Traum beruhen. Träfe ihre Befürchtung zu, dann wären alle unsere Meinungen über die äußere Welt falsch, und da wir das nicht ausschließen können, haben wir (so folgert sie) keinerlei Wissen über die Welt. Um dem zu begegnen, könnte man der Skeptikerin vorwerfen, dass sie unsere gemeinsame Sprache missbraucht. Welche Wörter missbraucht sie? Welche Wörter gebraucht sie so anders, dass wir uns um ih…Read more
  •  140
    Let us imagine an ideal ethical agent, i.e., an agent who (i) holds a certain ethical theory, (ii) has all factual knowledge needed for determining which action among those open to her is right and which is wrong, according to her theory, and who (iii) is ideally motivated to really do whatever her ethical theory demands her to do (even when she speaks). If we grant that the notions of omniscience and ideal motivation both make sense, we may ask: Could there possibly be an ideal utilitarian, tha…Read more
  •  136
    Als Goethe in seiner monumentalen Farbenlehre (1810) versuchte, Newtons Theorie des Lichts und der Farben anzugreifen, setzte er eine Methode ein, die er als Vermannigfachung der Erfahrungen bezeichnete: Er variierte verschiedene Parameter der newtonischen Experimente, um neuen Spielraum für Alternativen zur Theorie Newtons zu gewinnen. Dabei erzielte er durchaus Erfolge. U.a. entdeckte er das Komplement zum newtonischen Spektrum (das aussieht wie dessen Farbnegativ und durch Vertauschung der Ro…Read more
  •  135
    Newton fächert einen weißen Lichtstrahl durch prismatische Brechung (Refraktion) auf und entdeckt dadurch sein Vollspektrum, das die größte Farbenvielfalt zeigt und aus Lichtstrahlen unterschiedlicher Refrangibilität besteht (1672). Laut Newtons Theorie müsste sich die Farbvielfalt seines Vollspektrums steigern lassen, wenn man den Auffangschirm immer weiter vom brechenden Prisma entfernt; denn dadurch müssten zuvor noch vermischte Lichtbündel ähnlicher Farbe schließlich doch auseinanderstreben.…Read more
  •  134
    Spätestens seit es in der Kunst außer Mode kam, das Wort Schönheit einzusetzen, begannen die Physiker, ihre Arbeitsergebnisse schön zu nennen. Sie sagen z.B.: Wenn eine Theorie schön ist, so spricht das für die Wahrheit der Theorie. Und sie streben nach schönen Experimenten. Was ist damit gemeint? Definieren lässt sich dieser Begriff genauso wenig wie für Kunstwerke. Daher erläutere ich ihn anhand optischer Experimente Newtons, Goethes und aus neuerer Zeit. Man kann z.B. zeigen, dass die Weißsyn…Read more
  •  134
    Worin besteht Mills Argument für den Utilitarismus? Im psychologischen Teil des Arguments plädiert Mill für eine aggregierte Beschreibung unserer hedonistischen Werte ("Das allgemeine Glück ist ein Gut für die Gesamtheit aller Personen"). Von hier aus steuert er im normativen Teil des Arguments auf eine aggregierte Bewertung zu ("Das allgemeine Glück ist ein Gut"). Mills Übergang von Beschreibung zu Wertung beruht auf zwei versteckten Annahmen: Die erste sagt (gegen den Nihilisten), dass es Wert…Read more
  •  133
    Forunderlige forvandlinger. Meditasjoner i lys av et Oscar Wilde-tema
    Parabel. Tidsskrift for Filosofi Og Vitenskapsteori 3 (1): 87-117. 1999.
  •  133
    Kein Hahn kräht mehr nach dem Verifikationsprinzip, das Moritz Schlick zusammen mit seinen Mitstreitern des Wiener Kreises verfochten hat. Seit einem halben Jahrhundert gilt das Prinzip als philosophisch erledigt; doch Totgesagte leben länger. Ich versuche, eine Fassung des Prinzips zu formulieren, die auch unter den Bedingungen der Nachkriegs-Philosophie verteidigt werden kann: Grob gesagt, muss jeder sinnvolle Satz im Prinzip empirisch (oder doch aposteriori) überprüft werden können, einerlei …Read more
  •  130
    Moritz Schlicks Plädoyer für ein empirisches Fundament unserer Erkenntnis enthält weder reduktionistische noch phänomenalistische Extrempositionen. Seine Beispiele für Fundamentalsätze haben allesamt die Form: Hier jetzt so und so; aber nicht alle diese Sätze sind Fundamentalsätze. Was muss man für die letzten drei Wörter dieses Schemas einsetzen, um wirklich beim Fundament anzukommen? Ich schlage vor, die Frage durch Rückgriff auf das interpretationstheoretische Prinzip des Wohlwollens zu beant…Read more
  •  128
    Was sollen wir von einem seelischen Leben außerhalb der Natur halten? In seinem Kommentar zu meiner metaphysischen Provokation „Jenseits" legt Thomas Sukopp nahe, dass jede Evidenz gegen jene Möglichkeit spreche. Ich sehe das anders; weder spricht irgendwelche apriorische Evidenz gegen ein seeli­sches Leben außerhalb unserer Körper, noch spricht empirische Evidenz dagegen. Nicht einmal Wahrscheinlichkeiten können wir gegen das Jenseits ins Feld führen, denn Wahrscheinlichkeitsbehauptungen beruhe…Read more
  •  126
    Misstrauen oder Hoffnung? Protestnote gegen eine pessimistische Regel von Ernst Tugendhat
    Zeitschrift für Philosophische Forschung 63 (1): 5-32. 2009.
    In seiner Aufsatzsammlung Anthropologie statt Metaphysik behandelt Ernst Tugendhat große metaphysische Fragen mit nüchternem Blick auf uns Menschen. Tugendhat plädiert dort an mehreren Stellen für ein erkenntnistheoretisches Prinzip, nach dem wir uns z.B. dann zu richten haben, wenn wir uns fragen, ob wir an Gott glauben sollen. Das Prinzip lautet: Wenn die rationalen Gründe zugunsten einer Überzeugung genauso stark sind wie die rationalen Gegengründe, und wenn wir – unabhängig von Vernunft – da…Read more
  •  124
    Spielend in die Metaphysik
    In Stefan Berg & Hartmut von Sass (eds.), Spielzüge. Zur Dialektik des Spiels und seinem metaphorischen Mehrwert., Alber. pp. 298-336. 2014.
    Sprachliche Ausdrücke, mit deren Hilfe wir Spiele beschreiben und vorantreiben, sind in ihrer Verwendungsweise so vielfältig wie kaum irgendwelche anderen Ausdrücke. Und sie haben eine Eigenschaft, die man mit dem Thema Spiel eher nicht in Verbindung bringen würde: Sie eignen sich dazu, auf substantive Weise Metaphysik zu treiben oder wieder ingangzubringen. Diese Art der Starthilfe hat die jahrtausendealte Metaphysik (metaphysica specialis) neuerdings nötig. Seit knapp hundert Jahren steht sie…Read more
  •  124
    Pazifisten und deren Gegner streiten sich meist nicht bloss über moralische, sondern auch über faktisch-deskriptive Fragen. Zum Beispiel sind beide Seiten bei der Kosovo-Krise (1998/9) zu völlig entgegengesetzten Beschreibungen gekommen. Laut meiner Rekonstruktion des Pazifismus ist das keine Überraschung, weil der Pazifist die Fakten legitimerweise im Lichte seines Systems von Werten betrachtet. Seine Gegnerin betrachtet die Fakten dagegen im Lichte eines alternativen Wertsystems, und der Strei…Read more
  •  121
    Militärtechnisch könnte der Westen (und sogar Deutschland alleine) einen Krieg gegen den Islamischen Staat (IS) gewinnen; aber es wäre ein weiterer Pyrrhussieg über radikale Kräfte unter islamischer Flagge. Wenn wir uns für die Folgen unseres Nichtstuns verantwortlich fühlen sollen, dann sind wir erst recht verantwortlich für die fatalen Neben-, Spät- und Langzeitfolgen unserer Interventionen im Nahen Osten : Die Region ist voller Waffen (die zum erheblichen Teil von uns stammen) und voller Fana…Read more