Dieses Buch liefert eine Neuinterpretation des Begriffs der ‚Sorge‘ (epimeleia) in den Werken Jan Patočkas und Michel Foucaults. Während Patočka diesen Begriff im Anschluss an Platon phänomenologisch als „Sorge um die Seele“ interpretiert, deutet Foucault ihn in seiner genealogischen Untersuchung der Antike als das Prinzip der „Sorge um sich“. Es zeigt sich, dass sich diese beiden Sorgekonzeptionen, trotz ihrer terminologischen Nähe, nicht unvermittelt in Beziehung setzen lassen. Eine mögliche V…
Read moreDieses Buch liefert eine Neuinterpretation des Begriffs der ‚Sorge‘ (epimeleia) in den Werken Jan Patočkas und Michel Foucaults. Während Patočka diesen Begriff im Anschluss an Platon phänomenologisch als „Sorge um die Seele“ interpretiert, deutet Foucault ihn in seiner genealogischen Untersuchung der Antike als das Prinzip der „Sorge um sich“. Es zeigt sich, dass sich diese beiden Sorgekonzeptionen, trotz ihrer terminologischen Nähe, nicht unvermittelt in Beziehung setzen lassen. Eine mögliche Verbindung erblickt der Autor allerdings in dem dezidiert politisch verstandenen Begriff der ‚Geistigkeit‘, der in beiden Konzeptionen mit einem emphatischen Kontingenzdenken in Zusammenhang gebracht und zudem an eine konkrete Lebensmöglichkeit gebunden wird. Folgt man dieser Perspektive, so das abschließende Plädoyer, lassen sich erste Umrisse einer ‚Politik der Lebens-Formen‘ erkennen. Diese ist auch für die gegenwärtige Diskussion über das Verhältnis zwischen ‚der Politik‘ und ‚dem Politischen‘ höchst bedeutsam, weil sie die theoretische Figur einer Abwesenheit eines letzten Grundes an konkrete Lebensvollzüge knüpft. Im Studium Foucaults und Patočkas – so zeigt diese Arbeit – liegt ein Schlüssel zu einer Praxis, die sich den vielfältigen Schließungsmechanismen in der Gegenwart widersetzt und eine prinzipielle Offenheit von Selbstverhältnissen und gesellschaftlichen Strukturen nicht nur ermöglicht, sondern sogar einfordert.