ZusammenfassungIm gesundheitspolitischen Kontext werden die internationale Rekrutierung und Migration von Ärztinnen, Ärzten und Personal in Gesundheitsfachberufen seit langem diskutiert. Diese Studie untersucht die thematischen Schwerpunkte dieser Debatten um ethische Aspekte der internationalen Rekrutierung in der Public Health Literatur mit Peer Review. Unser Artikel diskutiert, welche Implikationen für gesundheitspolitische Maßnahmen bezogen auf gesundheitliche Ungleichheiten diese fachspezif…
Read moreZusammenfassungIm gesundheitspolitischen Kontext werden die internationale Rekrutierung und Migration von Ärztinnen, Ärzten und Personal in Gesundheitsfachberufen seit langem diskutiert. Diese Studie untersucht die thematischen Schwerpunkte dieser Debatten um ethische Aspekte der internationalen Rekrutierung in der Public Health Literatur mit Peer Review. Unser Artikel diskutiert, welche Implikationen für gesundheitspolitische Maßnahmen bezogen auf gesundheitliche Ungleichheiten diese fachspezifischen akademischen Diskussionen aufwerfen. Wir erstellten eine qualitative Übersichtsarbeit basierend auf Literaturrecherchen zu fachspezifischen internationalen Studien mit Schwerpunkt auf theoriebasierten und qualitativen Forschungsdesigns in den Datenbanken PubMed und Web of Science. In die Analyse einbezogene Artikel wurden mit der Critical Appraisal Skills Program Checkliste für qualitative Forschung bewertet und anhand eines thematischen Inhaltsanalyseverfahrens auf gemeinsame Muster untersucht und kodiert. 17 Artikel wurden in die Analyse einbezogen. Diese Artikel befassten sich mehrheitlich entweder mit Pflegeberufen oder mit Ärztinnen bzw. Ärzten, und wurden verfasst aus Perspektiven des globalen Nordens. Die thematische Inhaltsanalyse ergab, dass ethische Aspekte generell zusammen mit einer allgemeinen Übersicht über Gesundheitssysteme und Ungleichheiten zwischen Ländern genannt wurden und Migration zwischen Ländern stärker im Fokus stand als Migration innerhalb einzelner Landesgrenzen. Vorgeschlagene Lösungsansätze in der Public Health Literatur sind meist ökonomischer Natur und stellen globale Finanzausgleiche zwischen Ländern oder nationale Verbesserung von Arbeitsbedingungen zur Diskussion. Möglichkeiten der Evaluation solcher Lösungen werden selten vertieft. Insgesamt fokussiert diese fachspezifische Diskussion mehrheitlich auf einen systemischen Ansatz und problematisiert die Migration von Personal in Gesundheitsfachberufen sowie von Ärztinnen und Ärzten. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die akademische Forschung im gesundheitswissenschaftlichen und medizinischen Feld derzeit nur Vorschläge für politische Maßnahmen formuliert, die nicht grundsätzlich die globale Ordnung der Gesundheitssysteme in Frage stellen. Die Diskussion scheint daher geeignet zu sein, ein Bewusstsein für Benachteiligungen zu schaffen, ohne diese radikal beseitigen zu wollen. Eine vertiefte Auseinandersetzung mit Aspekten von Gender, Ethnizität und übergeordneten intersektionalen Bedingungen sowie Auswirkungen für und von internationaler Rekrutierung und Migration könnte die Diskussion schärfen.