Svenja Behrendt

Conceiving legal obligations towards future generations is challenging—especially from a positivist stance and if obligations and claims are understood as being correlative in nature. Legal obligations towards future generations are often rejected from the outset if (and insofar as) there is no explicit acknowledgement or established doctrine. This neglects the power of sound legal interpretation. I argue that obligations towards future people and generations are grounded in the relational character of human rights and that their positivity is not a problem in a legal order containing norm texts that can reasonably be interpreted as acknowledging human rights; no additional enactment is necessary for these obligations to be part of the positive law. This claim is based on a (novel) concept of fundamental rights which is compatible with legal positivism.

Der Beitrag befasst sich mit der Frage, ob eine Verantwortung ggü. zukünftigen Grundrechtsträgern/Generationen nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich begründbar ist. Dazu wird auf ein grundrechtstheoretisches Konzept zurückgegriffen, das mit einem positivistischen Verständnis des Rechts kompatibel ist. Der Beitrag führt zu dem Ergebnis, dass eine Rechtfertigungslast gegenüber künftigen Grundrechtsträgern grundrechtlich begründbar ist und angesichts der positivrechtlichen Anerkennung von Menschenrechten auch bereits besteht. Die Pflichten der jeweils gegenwärtig Lebenden zugunsten künftiger Grundrechtsträger besteht allerdings grundrechtstheoretisch nicht in die ganz ferne Zukunft; hier gibt es konzeptionelle Grenzen. Der Beitrag zeigt, dass sich die ontologische Ebene und die damit zusammenhängende normative Ebene konzeptionell von der epistemischen Problematik und dessen normativer Bewältigung trennen lässt.