Dem relationalen Raumbegriff, den das Topologische Manifest favorisiert, steht traditionell ein als „absolut“ bezeichneter Raumbegriff gegenüber, aus dessen Sicht „Raum“ nicht das Produkt von räumlichen Relationen ist, sondern eine (im Grenzfall) inerte „Bühne“ für die räumlichen Gegenstände bildet. Bekannt geworden ist beispielsweise die Debatte zwischen Leibniz und dem Newton-Schüler Samuel Clarke. Bevor der relationale Raumbegriff mit dem topological turn in den Geistes- und Kulturwissenschaf…
Read moreDem relationalen Raumbegriff, den das Topologische Manifest favorisiert, steht traditionell ein als „absolut“ bezeichneter Raumbegriff gegenüber, aus dessen Sicht „Raum“ nicht das Produkt von räumlichen Relationen ist, sondern eine (im Grenzfall) inerte „Bühne“ für die räumlichen Gegenstände bildet. Bekannt geworden ist beispielsweise die Debatte zwischen Leibniz und dem Newton-Schüler Samuel Clarke. Bevor der relationale Raumbegriff mit dem topological turn in den Geistes- und Kulturwissenschaften Karriere machte, geriet er aus Sicht von Physik und Metaphysik immer weiter unter Druck. Der Artikel zeichnet diese Diskussionslinie nach, indem er die gegen den relationalen Raumbegriff vorgebrachten Argumente sowie die Bemühung, ihn gegen diese abzusichern, rekonstruiert und sie in kritischer Absicht gegen das Topologische Manifest in Stellung bringt. Dazu diskutiere ich zunächst die Bedeutung physikalisch orientierter Raumzugriffe für den Raumbegriff des Manifests, bevor ich die wesentlichen Veränderungen, die der relationale Raumbegriff durchgemacht hat, für das Manifest anschlussfähig mache. Dies erlaubt schließlich eine kritische Bewertung des Manifests, um dessen Leistungen, aber auch Begrenzungen herauszustellen.