•  4
    Blaise Pascal (1623–1662)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 195-199. 2024.
    Der Philosoph und Mathematiker Pascal gehört zu jenen Denkern, die Tocqueville am tiefsten beeinflusst haben, und zwar nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Sein Freund Louis de Kergorlay teilt ihm in einem Brief aus dem Jahr 1834 mit, dass er sich Montesquieu (s. Kap. 36), Rousseau (s. Kap. 39) und Pascal als „Meister“ und als stilistische Vorbilder nehmen sollte und weist ihn darauf hin, dass er deren Stil schon sporadisch annimmt (OC XIII, 1, 366). Zwei Jahre später schreibt ihm Toc…Read more
  •  8
    Jean-Jacques Rousseau (1712–1778)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 205-209. 2024.
    Mit Montesquieu und Voltaire gehört Jean-Jacques Rousseau zu den französischen Autoren des 18. Jahrhunderts, die einen großen Teil der Lektürezeit des jungen Alexis de Tocqueville eingenommen und die sein Denken zumindest beeinflusst haben. In einem Brief an Louis de Kergorlay aus dem Jahr 1836, schreibt Tocqueville seinem Freund, dass es drei Menschen gibt, mit denen er jeden Tag lebt, nämlich Pascal (s. Kap. 37), Montesquieu (s. Kap. 36) und Rousseau (OC XIII, 1, 418). Tocqueville liest diese …Read more
  •  1
    Charles de Secondat, baron de la Brède et de Montesquieu (1689–1755)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 189-193. 2024.
    Der Vergleich zwischen Alexis de Tocqueville und Charles de Montesquieu (1689–1755) stammt nicht erst aus dem 20. Jahrhundert, sondern wurde schon von Zeitgenossen Tocquevilles gemacht, die im Autor der Démocratie en Amérique einen neuen Montesquieu sahen (OC XIII, 1, 274, FN). Nachdem Tocqueville am 21. April 1842 seine Antrittsrede an der Académie française gehalten hatte, wo er den Sitz des Grafen von Cessac übernommen hatte, antwortete ihm Mathieu Louis Molé. In dieser Antwort sagt der Cousi…Read more
  •  12
    René Descartes (1596–1650)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 145-149. 2024.
    „Descartes, der größte Demokrat“ (Tocqueville 2010, 700, FN e). Auch wenn dieser Satz nicht den Weg in die Endfassung des zweiten Bandes der Démocratie gefunden hat, so fasst er doch wahrscheinlich besser als jeder andere (und es gibt deren so gut wie keine) Tocquevilles Ansichten über seinen Landsmann René Descartes und dessen Philosophie zusammen. Das erste Kapitel, in dem „die philosophische Methode der Amerikaner“ vorgestellt wird, zeigt, wieso die Philosophie Descartes’ – mit der sich Tocqu…Read more
  •  6
    Thomas Hobbes (1588–1679)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 161-164. 2024.
    Auch wenn man davon ausgehen kann, dass Tocqueville von Hobbes gehört hatte und dass er auch zumindest die vom englischen Philosophen vertretenen Hauptthesen kannte – etwa über Arthur de Gobineau –, so ist nicht ganz klar, ob er ein Werk von Hobbes gelesen hatte. In der ersten Démocratie erwähnt er zwar ausdrücklich den homo puer robustus, der im De Cive von Hobbes auftaucht, aber es scheint eher so zu sein, dass Tocqueville diese Hobbessche Charakterisierung des Menschen nur indirekt über Rouss…Read more
  •  4
    Immanuel Kant (1724–1804)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 165-167. 2024.
    Es ist unwahrscheinlich, dass Tocqueville Kant gelesen hat. In einem Brief an Gobineau fragt er diesen, ihm Kants Lehre zusammenzufassen, da er selbst kein Deutsch könne (OC IX, 60). Dieser einzig relevante Hinweis auf Kant im Werk Tocquevilles erfolgt im Rahmen einer Überlegung zur Moral: Tocqueville will den Zusammenhang zwischen Religion und Moral ergründen und will vor allem wissen, inwiefern die moderne Moral sich vom Christentum und der christlichen Moral entfernt. Da Kant einer der wichti…Read more
  •  5
    Francis Bacon (1561–1626)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 127-129. 2024.
    Die Amerikaner, die Tocqueville während seines Aufenthaltes in den Vereinigten Staaten entdeckt, sind ein auf die Praxis und nicht auf die reine Theorie ausgerichtetes Volk. Wenn sie sich Wissen aneignen, dann nur, weil sie dieses Wissen bei der Verfolgung ihrer praktischen Zwecke nutzen können. Wissen hat demnach für sie nur dann einen Wert, wenn es auch nützlich ist. Insofern sind sie die Erben der Begründer der neuen Naturwissenschaften, unter denen der Engländer Francis BaconBacon, Francis (…Read more
  •  3
    Joseph de Maistre (1753–1821)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 181-184. 2024.
    Der in Chambéry geborene Joseph de Maistre ist, mit Louis-Ambroise de Bonald, einer der vehementesten Gegner der Französischen Revolution. Seine 1796 veröffentlichten Considérations sur la France schließen sich an Burkes Considerations on the Revolution in France an, übertreffen diese aber noch an Vehemenz, bedingt vor allem durch de Maistres ultramontane Einstellungen. In seinem posthum veröffentlichten De la souveraineté populaire setzt sich de Maistre polemisch mit Rousseaus Thesen auseinande…Read more
  •  5
    Niccolò Machiavelli (1469–1527)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 175-179. 2024.
    Während eines zweimonatigen Aufenthalts in der Schweiz im Sommer 1836, hat Tocqueville einige kurze Aufzeichnungen zu Machiavelli gemacht (OC XVI, 541–550), dessen Gesamtwerk er in einer in den Jahren 1823–1826 erschienenen zwölfbändigen französischen Übersetzung besaß – in seiner Bibliothek hatte er auch eine dreibändige italienische Ausgabe. Die Begegnung mit Machiavelli in der Schweiz mag zwar, wie Richter (2005) es formuliert, kurz gewesen sein, aber sie war nachhaltig, und man kann nicht nu…Read more
  •  2
    Aristoteles (384 v. Chr.–322 v. Chr.)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 121-125. 2024.
    Auch wenn AristotelesAristoteles im Gesamtwerk Tocquevilles nur sehr selten erwähnt wird – im Briefwechsel mit Gustave de BeaumontBeaumont, Gustave Bonnin de La Bonninière de (wobei es Beaumont ist, der ihn erwähnt) und in den Mélanges –, so lassen sich doch einige Themen identifizieren, die den beiden Denkern gemeinsam sind und die, auch wenn sie nicht auf einen direkten Einfluss des griechischen Philosophen auf den Franzosen schließen lassen, dennoch die Behauptung einer Geistesverwandtschaft …Read more
  •  4
    Platon (428/427 v. Chr.–348/347 v. Ch.)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 201-204. 2024.
    Der 16. Band des bei Gallimard erschienenen Gesamtwerkes enthält, auf drei Seiten, Aufzeichnungen, die Tocqueville um 1836/37 über Platon gemacht hat. In Briefen an Louis de Kergorlay (OC XIII, 1, 388) und Pierre-Paul Royer-Collard (OC XI, 19), beide im August 1836 in Baden verfasst, weist Tocqueville darauf hin, dass er u. a. dabei ist, Platon zu lesen. Obwohl Tocqueville die spiritualistische Grundausrichtung der Platonischen Philosophie mit ihrem strikten Dualismus gutheißt, gibt es doch eini…Read more
  •  1
    Jacques-Bénigne Bossuet (1627–1704)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 131-133. 2024.
    Bossuet ist eine der markantesten französischen Persönlichkeiten des 17. Jahrhunderts. Er hat nicht nur einen Namen als Theologe und brillanter Prediger hinterlassen, sondern auch als politischer Berater bzw. Lehrer und gilt darüber hinaus als ein brillanter Stilist. Sein Einfluss auf Tocqueville beschränkt sich aber nicht nur auf die Ebene des Stils, sondern findet sich auch auf der Ebene der Geschichtsphilosophie wieder (Boesche 1992, 38). Wie Bossuet erkennt auch Tocqueville den Willen Gottes…Read more
  • Sitten/Gewohnheiten (mœurs)
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 431-434. 2024.
    Auf die Frage, wie man eine politische Ordnung und die durch sie verkörperten Werte und Ideale innerhalb eines Landes bewahren kann, lassen sich grundsätzlich vier Antworten geben. Die erste behauptet, dass eine solche Bewahrung ohne jegliches menschliches Zutun geschieht und als Wirkung einer unsichtbaren Hand zu betrachten ist. Die zweite verweist auf ein durch die Menschen eingerichtetes institutionelles Gefüge, das an sich eine hinreichend stabile Struktur bildet. Die dritte nimmt Bezug auf …Read more
  •  1
    Grandeur
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 297-301. 2024.
    Während das französische Wort grandeur und sein deutsches Äquivalent (‚Größe‘) in der Physik lediglich mit der Möglichkeit der Messbarkeit in Verbindung gebracht werden, sodass auch in allen Hinsichten ganz kleine Dinge eine Größe haben können, ist es ganz anders um grandeur bestellt, wenn man sie in einem moralischen Sinn versteht. Unter grandeur ist dann, so der Larousse (Ausgabe von 1989), eine Eigenschaft zu verstehen, durch die ein Mensch sich auszeichnet, wie etwa sein Einfluss, sein Rang,…Read more
  •  1
    Erziehung
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 259-262. 2024.
    Auch wenn Tocquevilles Gedanken über die Erziehung und über die Erziehungspolitik nur einen relativ kleinen Platz in seinem Gesamtœuvre einnehmen, spielt für ihn die Erziehung eine ganz wichtige Rolle in der Demokratie, sodass es kein Zufall ist, dass man im zweiten Band der Démocratie mehrere Stellen findet, an denen die absolute Notwendigkeit einer „Aufklärung“ der Menschen behauptet wird: Wo die Menschen sich nur noch nach ihrer Vernunft und nicht mehr einer ihnen äußeren Autorität richten wo…Read more
  • Vorsehung
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 483-488. 2024.
    Der ausführliche Index rerum et nominorum der durch Nolla herausgegebenen historisch-kritischen Ausgabe der Démocratie erstreckt sich über mehr als 60 Seiten und dürfte mehr als 1000 Einträge umfassen, davon viele, die sich nur auf einmal auftauchende Begriffe oder Namen beziehen. Die große Abwesende in diesem Index ist die Vorsehung (providence), so als ob es sich bei diesem Begriff um einen absolut nebensächlichen Begriff handelte, der in keiner Weise dazu beiträgt, das Tocquevillesche Œuvre z…Read more
  •  4
    Monarchie
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 359-362. 2024.
    Tocqueville kam 1805 unter dem ersten Kaiserreich zur Welt und starb 1859 unter dem zweiten Kaiserreich. Sein Studium absolvierte er unter dem restaurierten Königreich der Bourbonen, an dessen Spitze Ludwig XVIII.Louis XVIII (Ludwig XVIII.) und dann Karl X. standen, und bekannt wurde er unter der sogenannten Julimonarchie des Bürgerkönigs Louis-PhilippeLouis-Philippe. Sieht man also von den vier Jahren der zweiten Republik (1848–1852) ab, war Tocquevilles Frankreich monarchisch. Der dynastische …Read more
  •  1
    Aristokratie
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 223-229. 2024.
    „Alexis de Clérel, comte de Tocqueville“, so lautet der eigentliche und vollständige Name Tocquevilles, den er aber selbst auf „Alexis de Tocqueville“ verkürzte. In einem Brief an Sophie Swetchine aus dem Jahr 1856 schreibt er bezüglich seines Adelstitels, er habe ihn am Anfang nicht benutzt, weil er sich noch zu jung dafür fand, habe sich dann aber daran gewohnt, und sei dabei verblieben (OC XV, 2, 301). Auch wenn er seinen aristokratischen Ursprung, und vor allem bestimmte damit einhergehende …Read more
  •  2
    Philosophie
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 383-386. 2024.
    Wenn man das Thema der Philosophie im Werk Tocquevilles behandelt, kann man dies unter zumindest drei Gesichtspunkten tun. Man kann sich erstens die Frage stellen, ob Tocqueville sich selbst als einen Philosophen und demnach auch seine Arbeiten als philosophische Arbeiten betrachtet. Zweitens kann man sich fragen, ob sich im Werk Tocquevilles eine implizite Philosophie identifizieren lässt, wobei hier unter dem Wort „Philosophie“ ein mehr oder weniger kohärentes Ensemble von allgemeinen Grundprä…Read more
  • Militär/Heerwesen
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 355-358. 2024.
    Tocquevilles Auseinandersetzung mit militärischen Fragen geschieht sozusagen auf zwei Fronten, der theoretischen und der praktischen bzw. tagespolitischen. Im dritten Teil der zweiten Démocratie widmet er die fünf letzten Kapitel der militärischen Frage. Dort untersucht er, wie demokratische Gesellschaften sich gegenüber dem Krieg positionieren und wie das Heer in solchen Gesellschaften aussieht und funktioniert. Auf praktischer Front befasste sich Tocqueville mit zwei kriegerischen Episoden, in…Read more
  • Sozialismus
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 439-443. 2024.
    Tocquevilles Lebens- und Schaffensperiode fällt mit der ersten Blütezeit des Sozialismus zusammen, und die vor allem in den 1840er Jahren starke Präsenz sozialistischen Gedankenguts in den politischen Debatten Frankreichs gibt ihm die Gelegenheit, sich mit dem Sozialismus zu befassen und sich ganz klar von ihm zu distanzieren. Einige der wichtigsten Texte Tocquevilles zum Sozialismus sind im dritten Teil des dritten Bandes der Œuvres complètes abgedruckt.
  • Vorurteil
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 489-493. 2024.
    Kants aufklärerischer Appell an seine Mitmenschen, den Mut zu haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen, ist als ein Aufruf zu deuten, sich aller Vorurteile zu befreien und nur solche Aussagen als wahr zu akzeptieren, die von der eigenen Vernunft bzw. vom eigenen Verstand als wahr eingesehen wurden. Dieser Appell lebt von der Hoffnung, die sich schon im Cartesischen Zweifel geäußert hatte, dass prinzipiell jeder Mensch dazu fähig ist, die Wahrheit zu erkennen. Diese trägt nämlich den Stem…Read more
  •  1
    Literatur/Kunst/Architektur
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 351-354. 2024.
    Tocqueville hat sich relativ wenig mit Literatur, Kunst und Architektur befasst, und wenn er es tut, dann hauptsächlich, um den Einfluss der Demokratisierung der Gesellschaft auf diese Ausdrucksweisen des Menschen zu zeigen. Besonders relevant sind in diesem Kontext die Kap. 9 bis 21 des ersten Teils des zweiten Bandes der Démocratie. Dabei ist zu bemerken, dass dieser erste Teil sich mit dem Einfluss der Demokratie auf die intellektuelle Bewegung in Amerika beschäftigt, dass also Tocqueville an…Read more
  •  2
    Atheismus
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 235-238. 2024.
    Tocqueville gebraucht das Wort ‚Atheismus‘ ziemlich selten und spricht lieber von „incrédulité“ – das man mit „Unglaube“ übersetzen könnte – oder von „irreligiosité“ – „Unreligiosität“. Dabei stellt sich heraus, dass er in dem Unglauben bzw. dem Fehlen eines Glaubens, eine Gefahr für die Freiheit in einem demokratischen Zeitalter sieht. Tocqueville geht es demnach nicht so sehr um die Wahrheit oder Falschheit des Atheismus, sondern vielmehr um dessen unmittelbare politische Konsequenzen.
  •  2
    Christentum
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 239-242. 2024.
    Auch wenn er selbst als Jugendlicher den christlichen Glauben seiner Kindheit verloren hat, ist Tocqueville jemand, der während seines ganzen Lebens einerseits wieder nach diesem Glauben sucht, und andererseits auch die Rolle dieses Glaubens – und des religiösen Glaubens schlechthin – für das geordnete und vor allem auch freie menschliche Zusammenleben untersucht und hervorhebt. Das Christentum und die freie demokratische Gesellschaft, so ließe sich eines der Grundanliegen Tocquevilles zusammenf…Read more
  •  2
    Patriotismus
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 379-382. 2024.
    Auf den ersten Blick sieht es so aus, als könnten Liberale keine guten Patrioten sein oder werden. Der übertriebene Individualismus der Liberalen, so wird manchmal behauptet, schließt nämlich grundsätzlich aus, dass sie sich für ihr Vaterland einsetzen oder gar ihr Leben dafür opfern. Sogar wenn man in der liberalen Moral eine Pflichtenmoral sieht, so scheint diese sich auf bloße Unterlassungspflichten zu beschränken. Positive Pflichten gegenüber Individuen oder gar gegenüber Kollektiven scheint…Read more
  •  1
    Industrie/Wirtschaft
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 313-317. 2024.
    Im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen John Stuart MillMill, John Stuart, der sich in einem voluminösen Buch und in zahlreichen Aufsätzen mit wirtschaftlichen Fragen befasst hat, hat Tocqueville sich relativ wenig mit solchen Fragen auseinander gesetzt. Wirft man etwa einen Blick auf das Inhaltsverzeichnis der zwei Bände der Démocratie, so lassen sich die Kapitel, in denen ökonomische Fragen ausdrücklich im Mittelpunkt stehen, an den Fingern einer Hand abzählen (OC I, 2, II, 18–19 und 20 – wobei es…Read more
  •  3
    Despotismus
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 253-257. 2024.
    Wie vor ihm Benjamin Constant zwischen zwei Arten der Freiheit – die der Alten und die der Modernen – unterschieden hatte (s. Kap. 53), unterscheidet Tocqueville zwischen zwei Arten der Unfreiheit, und dementsprechend auch des als Sinnbegriff dieser Unfreiheit fungierenden Despotismus. Wenn er dabei auch, im Gegensatz zu Constant, auf eine zeitgeschichtliche Begrifflichkeit verzichtet und es vorzieht, zwischen einem grausamen und einem sanften Despotismus („despotisme doux“) zu differenzieren, l…Read more
  •  2
    Pantheismus/Unitarismus
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 369-372. 2024.
    Der Pantheismus ist eine philosophisch-religiöse Lehre die, wie die Etymologie ihrer Bezeichnung es zeigt, Gott (theos) im Ganzen bzw. überall (pan) sieht. Gott ist demnach kein von seiner Schöpfung abgesondertes Wesen, wie es etwa die Hauptströmungen der drei großen monotheistischen Religionen behaupten, sondern er ist überall in seiner Schöpfung präsent und durchdringt diese. Er ist das Ganze der Schöpfung. Auch wenn sie sich in manchen Hinsichten ähneln, sollte der Pantheismus allerdings nich…Read more
  •  1
    Islam
    In Norbert Campagna, Oliver Hidalgo & Skadi Siiri Krause (eds.), Tocqueville-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, J.b. Metzler. pp. 319-322. 2024.
    Tocquevilles Karriere als Autor und Politiker einerseits und Frankreichs Gründung eines Kolonialreichs in Nordafrika andererseits, fallen chronologisch zusammen, und das Interesse, das Ersterer dem Islam widmet, ist dieser Gleichzeitigkeit sicherlich nicht fremd. Insofern er sich der Wichtigkeit der Religion für den Zusammenhalt und das gute Funktionieren einer Gesellschaft bewusst ist, weiß Tocqueville sehr genau, dass Frankreich bei der Kolonisierung Nordafrikas den Islam nicht ignorieren, und…Read more